Schmetterlinge wiegen fast nichts…

Dafür sah ich die grünäugige Schönheit jetzt öfter.  

Ich stellte fest, dass Rehe nicht grüne sondern blaue Augen haben und dass Rehe auch Sorgen haben. Das Rehe wie Schmetterlinge sind und das man nicht anders kann als Schmetterlinge zu lieben, da sie aus dem Lachen des Regenbogens geboren sind und fast nichts wiegen und deshalb fliegen müssen. Schließlich können sie nichts dafür.  

   

Ich genoss es zu wissen, das ich einem Schmetterling dann und wann begegnete.  

   

So liebte ich denn nun den Schmetterling während der Rest des Lebens an mir vorbeizog, wobei ich nicht jünger wurde.  

Doch angestrengter.

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a spoon full of sugar

Als schließlich alle Blätter von den restlichen Bäumen gefallen waren stellte ich fest, das schon wieder ein Jahr vorbei war.
Das Jahr hatte das Lächeln einer Schwertlilie und mich in den Grundfesten zerstört. Es hatte einen kleinen lichten aber trüben Schatten unter meine Augen gezeichnet. Es war nun meistens dunkel.
 
Das Jahr hatte auch mal Sonne gebracht.
Hatte Stunden voller Besinnlich- und Sinnlichkeit, voller Durchhalten, Hoffen, Glauben und Lieben gebracht.
Hatte die Natur singen lassen und Bäumen Gesichter gegeben. Hatte gelehrt was Warten heißt und was Verlieren.
 
Wenn man aus dem Fenster sah, war jetzt der Wald fort, dafür gab es aber Häuser voller Licht,   dafür gab es Kamine die qualmten und auf denen Marry Poppins und der Schornsteinfeger fröhlich tanzten. Lange noch wurde ich von Raben begleitet. Sie saßen zur Linken und zur Rechten auf der Straße die Richtung Autobahn führte.
 
Wie in jedem Jahr hatten Kinder Laternen durch Straßen getragen. Wie in jedem Jahr standen   Lichter in den Fenstern und Kerzen an Bäumen wurden angezündet und wieder ausgelöscht.
 
Dieses Mal jedoch hatte der Tod sich festgebissen. Und er hatte etwas Neues geboren.
 
Das Neue war ein Etwas ohne Anlehnung und ohne Sicherheit, dafür aber mit viel eigener Kraft.

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wolfes schritte

Ich bin durch die Wohnung geschlichen, habe geweint und meine Tränen getrocknet.  

Und wieder beginnt ein unglaubliches Spiel, doch dieses Spiel ist kein Tango, voller Leidenschaft und Anmut. Dieses Spiel ist wirklich böse. Dieses Spiel stellt die Musik aus, bevor der Tanz beginnen kann. Denn es heißt nicht Liebe – sondern Tod. Und das schon vor Anbeginn.  

   

Und da hebt sich der Vorhang für den ersten Akt. Und der erste Akt heißt: Begegnung.  

Ich lasse mir Lieder singen, kleine Lieder von blauen Seen und grünen Wiesen und grauen Felsen. Lasse mir Geschichten erzählen von Büchern und von Einweihung und von Büchern und von Weihnachten.  

Ich lasse mich einsingen in die Welt grüner Wiesen und blauer Himmel. In die Welt der Elfen und Einhörner und der roten Pferde und grünen Männer. Ich lasse mich einsingen in das Lied der Freiheit. Ich selber singe die Melodie der Nacht und glaube sie heißt Leben.  

Und ich tanze mit dem Wolf. Doch die Gezeiten haben sich geändert.

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Weihnachtsstimmung

Weihnachtsstimmung liegt auf den Städten und die Geschäfte schließen erst am Abend. Erst, wenn es schon wieder dunkel ist. Es ist dunkel. Nur der Vollmond scheint durch einen wolkenverhangenen Himmel und erleuchtet die Erde in schaurig weißem Licht. Der Wald schweigt. Er schweigt. Und kein Reh ist zu sehen. Er schweigt, der Regen schweigt, selbst der Nebel schweigt, nur der Mond fällt auf die Erde und spiegelt sich heute Nacht nicht einmal in glänzend schwarzem Haar, nicht einmal in leuchtend grünen Augen. Er leuchtet nur die Erde an.
 
Ich bin allein in dieser Zeit darum liegt ein Handy neben mir. Es erzählt mir von Freiheit und Unabhängigkeit. Es erzählt mir von Möglichkeiten. Ich könnte, wenn ich wollte. Auch könnte es ja schellen. Aber es schweigt sich aus, wie der Wald und der Nebel und das Reh. Und so ist er der Tod, er ist sehr still.
 
Jetzt fängt er an sich zu mir auf das Sofa zu setzten.
Jetzt fängt er an, an mir zu nagen.
Jetzt fängt er an den Vorhang zu heben und sich in seinem wahren Kleid zu zeigen.
Und er spielt den zweiten Akt noch vor dem ersten und der Akt heißt: die Geburt der Stille.  
 
Wenn der Morgen Glück heuchelt gibt der Abend die Schatten doppelt so deutlich wieder.
Der Morgen heuchelte Glück. Er malte Schattenträume in den Tag und wundersame Begegnungen ins Geschehen. Er malte zärtliche Hände an die Wand, er malte Geschichten in den Farben des Regenbogens.

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Frost oder der Weg nach innen

Im Herbst fallen Blätter von den Bäumen. Das bedeutet, etwas stirbt.
Es sieht wunderschön aus, wenn alles stirbt und es beginnt sehr langsam aber beständig immer kälter zu werden. Bis der erste Frost kommt.
 
Es wurde immer kälter und Blätter fielen und der erste Frost kam.
 
Es war an der Zeit sich mit Macht und Ohnmacht und mit der großen Unzufriedenheit zu beschäftigen als plötzlich das Leben auf mich regnete und ich den Tod nicht erkannte.
 
Lange Zeiten hatte ich meinem Kollegen beim Schweigen zugehört, bis die Stille unerträglich wurde. Bis die Stille einen roten Geschmack bekam, wie die Blätter die wunderschön von den Bäumen fallen können, wie der Wind, der die Kälte bringt. Es war nun nicht mehr nur Stille. In die Stille hinein flogen plötzlich Worte, unhörbar leise, ganze Elegien flogen durch die Luft und hallten mir dröhnend in den Ohren und schrieben mir Fragezeichen in den Nachmittag.

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Dornrose

Es war an der Zeit, dass die Krokusse verblassten und die Narzissen zu blühen begannen. Die Wiese war gelb übersäht. Auf den Dachböden stapelten sich Bücher, die ich in Tüten packte und dabei meinem Kollegen beim Schweigen zuhörte. Buchhändler haben ein eigenartig schüchternes Schweigen im Schatten von Büchern. Ich mag diese Ruhe.  

   

Dornröschen machte sich auf den Weg zu mir und anfangs konnte oder wollte ich noch nicht verstehen wozu. Ich hüllte mich in eine Dornenhecke mit Rosen und begann mich für die Gebrüder Grimm zu interessieren. Ich merkte langsam aber stetig, wie die Rosen und die Dornen um mich wuchsen. Ich merkte langsam aber mit großer Gewissheit, dass alles gleich blieb und alles anders wurde. Ich merkte langsam, dass nichts mehr durch meine Hecke drang. Es beruhigte und es ängstigte mich. Und Dornröschen ging…

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ZEITZEICHEN

Unsere Ränderaugen sind müde und unser Verstand versteht die Zeichen der Zeit nicht.
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Thalia

Dann war ich in Hamburg.  

   

Dort traf ich einen jungen Mann. Einen Schauspieler mit Nickelbrille im Nachtasyl. Er hat seine Haare abrasiert, wie mein Bruder. Das musste er für das Stück tun. Denn er spielt das Inferno. Er trägt einen schönen Mantel durch die Nacht. Und taucht kurz auf, vor dem Aquarium, in dem tote Plastikschildkröten schwimmen. Er muss seinen Zug noch erwischen und ich trinke Rotwein und natürlich weine ich wieder. Doch keiner sieht es.

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rot raus

Er kaufte sich einen neuen Luxuswagen. Als Er zurückkam hatten die Waldarbeiter einige Bäume gefällt. Morast lag kniehoch auf dem Weg. Die Arbeiter schaufelten Äste zur Seite als ich durchfuhr.  

Sein neues Auto lenkte Er sehr behutsam durch den Matsch und auf dem Berg begrüßte ich Ihn mit Sekt. Der Wagen glänzte wie ein neues Geldstück. Ich dachte an “Rot raus“, denn das sagte ich in dem neuen Stück, an der Stelle, als mein Bruder aufhörte Chansons zu singen.  

„Rot raus.“.

Ich  kaufte mir ein Buch von Meir Shalev. Und dann fuhr ich auf dem schneeglatten Waldweg vor einen Baum. Aber der Nachbar zog mich aus dem Graben.

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Anaiis Nin

Am Tag sahen wir einen Film über Anaiis. Wir sprachen nicht viel und aßen Nudeln und tranken Tee dazu.
Wir lächelten aus Unsicherheit. Und ich küsste meine Kissen.      
Am Abend fuhren wir zurück ins Theater und spielten. Und dann fuhr sie zurück in ihre Stadt und ich blieb in meiner.
 
Ich trat in die Küche, räumte auf, putzte die Böden und kümmerte mich um Marmeladenflecken und verkaufte Bücher. Wir gingen wieder langsam in unsere Welten. Zurück in unsere so verschiedenen Welten.

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